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 Betreff des Beitrags: In Ribe gibt es keine Hotels
BeitragVerfasst: 21.02.2009, 17:03 
Ich hatte diese Rubrik hier noch garnicht gesehen. Prima, dann kann ich ja heute zum ersten Mal hier was schreiben:
Der Urlaub, von dem ich hier einige High-Lights zum Besten geben möchte liegt zwar schon etwas in der Vergangenheit, in einem andern Leben sozusagen (Insider wissen jetzt, was ich meine) , dennoch sind auf dieser Fahrt einige Dinge passiert, die einige von euch sicher interessieren könnten und ganz sicher fast alle unterhalten werden. Ich schreibe ja nun meist etwas mehr aber dies wird dann wohl der längste Beitrag von mir.
Angefangen hat das Abenteuer Dänemark für meinen Vater und mich im Frühjahr ´06. Wir hatte beschlossen ein Mal mit dem Mopped nach Ribe (DK) zu fahren, ein oder zwei Übernachtungen im Hotel (so die graue Theorie) und dann in Ruhe wieder heim zu fahren. Im Juli beim Frühstück fragte mich mein Vater, ob wir nicht heute nach Ribe wollten. Ok, Meike hatte Urlaub und konnte sich um Maurice kümmern, der Tank der Shadow war voll und ich hatte eh nichts anders vor, also warum nicht. Nach intensiver Vorbereitung waren wir ca. 10 min. später auf dem Weg. Das wenige Gepäck war schnell auf Shadow und SilverWing verstaut (da kam das erste und ganz sicher nicht das letzte Mal ein gewisses Neidgefühl hoch: Bei meinem Pa ließ sich alles in Topcase und Staufach unterbringen. Der Roller sah "reiseklar" noch genauso aus wie zuvor. Mein Chopper dagegen war seiner elegante Linie endgültig beraubt. Gepäckrolle und Satteltasche sind nicht chic. Auch wenn mein PA sich nicht mehr verteidigen kann, er ist im Sommer ´07 leider verstorben, kann man wohl sagen, dass das eindeutig die "bierlaunigste" Aktion war, die wir beide je vom Zaun gebrochen haben.
Nach kurzweiliger und entspannter Fahrt war die erste Hürde, die Elbe, via Fähre bald genommen und der Weg zur dänische Grenze eigentlich frei. Nur die rell. rauhen Trinksitte des Wings zwangen uns zum Tankstopp. Ich war garnicht so böse drüber, konnte ich doch schon jetzt auf meinem Nobel-Cruiser schon nicht mehr richtig sitzten. Mein Vater zeigte aber noch keine Ermüdungserscheinungen. Das kam erst ca. 10 Stunden später. Die Fahrt bis Ribe lief dann auch rell. Ereignislos und außerordentlich entspannt (nachdem ich mich auf mein Regenzeug gesetzt hatte und so ca. 5cm höher kam. Die Probleme entwickelten sich erst in Ribe: Kein Hotel zu finden. Der Ortsplan wies eines am Außendeich aus aber nach einer sehr abenteuerliche Fahrt über Schotterpisten (Die Shadow hatte gute 5 Zentner - Das macht auf Schotter nicht wirklich Spaß) mussten wir feststellen, dass das Hotel nur ein Lokal war. "Da must ihr in Ribe gucken", hatte der Mann im Lokal gesagt. Super, die ganze Strecken zurück. Dann der erste Zwischenfall: Die Shadow blieb stehen. Kein Brennstoff mehr im Bunker und nur noch die Reserve-Pfütze. Ok, bis in den Ort haben wir dann "Angstschweiß-naß" geschafft, aber entspannt war anders. Auf der Tankstelle der nächste Lacher: "Wir suchen ein Hotel. Können sie uns helfen?" Klar konnte der Mann. Er langte unter die Theke, schlug die gelben Seiten auf (hier wurden wir das erste Mal echt nachdenklich) und zeichnete uns auf einem kopiertem Stadtplan nicht nur die Hotels ein, sondern auch den Weg dorthin. Wirklich nett. Dafür sind wir ihn auch echt dankbar gewesen. So langsam kam dann auch Müdigkeit auf. Das erste Hotel (es waren insgesammt zwei) war wohl eher für den kurzweiligen Gast (das ließ zumindest das Äußere der Lokation vermuten. Kein Platz für die Bikes, finstere Beleuchtung und irgendwie.... eher nicht. Als dann noch eine junge Frau (60+) im Ledermini, weit offener Bluse und "hackedicht-besoffen" auf die Strasse torkelte und uns recht ..... eh.... mir fehlt jetzt das passenden Wort, sagen für "vertraulich" zum reinkommen aufforderte war uns beide klar: Hier eher nicht.
Das zweite Hotel lag in Mitte der malerische, historische Altstadt von Ribe. Fußgängerzone. Wir vermuteten, die "Politi" in Ribe würde es garnicht lustig finden, wenn zwei deutsche Touristen mit ihren Maschinen durch die Fußgängerzone fuhren und beschlossen auch diese Lokalität unberücksichtigt zu lassen. "Ich habe da vorn ein Schild gesehen, auf dem stand Flensburg 88km. Warum fahren wir da nicht kurz hin?" Möglicherweise, weil ich scheißmüde bin und mir der Po brennt. Egal, kurz danach waren wir auf dem Weg. Ca. 90min. später sind wir dann über die Grenze. Die ersten drei Hotels waren voll. Irgendeine Tagung oder so. Egal, dann halt ins Scandic-Crone. Ja, die hatte noch was frei: Eine Suite und ein Doppelzimmer für €180,-- pro Nacht. Ich war müde, aber nicht verrückt. Also weiter. Etwas außerhalb fanden wir dann ein "Etap-Hotel". Sowas wie Formel 1 . Nur Automaten-Rezeption. Egal, ich bin müde. Klasse, die haben noch was frei. Super, die nehmen meine Kreditkarte nicht. Weiter geht´s. An dieser Stelle war ich sehr einsam und allein. Ich fühlte mich verlassen in einem großen schwarzen Loch gefangen (das kann aber auch an meinen dunkelem Visier gelegen haben. Auf Nachtfahrt war ich nicht eingerichtet). "Laß´ uns richtig Husum fahren. Da finden wir bestimmt was". Was für ein Optimist. Kurz hinter Flensburg kamm dann der Spruch, für den ich meinen Vater gern getötet hätte :twisted: : Wir standen an einem Wegweisen der uns die Wahl ließ zwischen Land- und Bundesstrasse. Ich fragte artig nach, ob wir nun den einen oder den anderen Weg nehmen wollten. Ich wollte eine Entscheidung. Mein eigenes Denkvermögen war irgendwo durch den Auspuff gegangen. "Ja, das kann man auch machen". Super Antwort :shock: . Ich war genauso schlau "als wie zuvor". Ich war so alle. Wie wir dann so weiter fuhren (ich hatte den Weg über die Landstrasse gewählt - gute Entscheidung wie sich wenig später herausstellte), machte ich micht mit dem Gedanken vertraut, auf den nächsten Parkplatz zu fahren, mir ´ne nette Bank zu suchen, von den Brettern die weiche Seite nach oben drehen und schlafen. Egal wie. Nach nunmehr 13 Stunden im Sattel war mir alles Recht. Da entdeckte mein Vater ein Landgasthaus, das noch beleuchtet war. Irgenwas mit -Hof in Schafflund. Klar hätte er ein Zimmer für uns. Er sei selber Biker und kann sich gut vorstellen, wie wir uns fühlten. Konnte er sicher nicht :roll: . Wir hatte also im Lichtgeschwindigkeit eingecheck und wollte im Biergarten noch was trinken (um 23.45h), da ging da unten das Licht aus :twisted: . Ok, Essen und Trinken wird auf Reisen ohnehin überbewertet und was ist schon ein Bier nach 7 Stunden garnichts mehr gegen eine ganze Wasserleitung voll ....Wasser eben. Die Nacht habe dann auf einem Stuhl mit dem Kopf auf der Fensterbank verbracht. Der Schlaf war ja ok, aber man war morgens etwas verspannt. Warum ich nicht im Bett geschlafen habe? Nun, die Frage ist berechtigt und euere Neugier soll gestillt werden: Habe ihr schon mal versucht in einen total abgeritten Bett zu schlafen, im dem jeder Versuch sich zu drehen wieder in der Mulde in der Mitte endet? Seht ihr, mir ist das auch nicht gelungen. Mein Vater hat das Problem dadurch gelöst, das er halt quer geschlafen hat. Da wäre dann eh so recht kein Platz mehr für mich gewesen.
Das Frühtück war super. Buffet bis zum Platzen. Gott hatte ich einen Hunger. Abreise war auch ok. Wenn ich aber am Abend gesehen hätte, wo der Wirt uns da lang winkt. Ich hätte meine Karre auf der Strasse stehen lassen. Grünfläche, schräg und naß. Dass das gutgangen ist, ist mir heute noch ein Rätsel :? .
Die fehlenden Nachtruhe rächte sich dann auch ca. 20 km weiter: Mein Vater nicke mehrere Male ein und ich war auch eher grogie. Ich denke, so fühlt man sich nach 4 Runden gegen einen der Ukainer mit den vielen Weltmeistertiteln. Da ich eh tanken mußte, fuhre wir auch eine Oil und deckten unseren Primärbedarf an Benzin und Koffein. Cola, red bull und schoka-cola. Ich war noch nie so wach.
Der Rest der Fahrt fügt sich dann nahtlos ein in die Reihe der Mißgeschicke: Zwei weitere Schlafanfälle bis zur Fähre (irgendwann war das Koffein dann auch alle), kleine verbale Auseinandersetzung - beide waren wir recht "ab". Hinter der Elbfähre der Regenguß überhaupt. Keine Zeit gehabt die Regensachen anzuziehen. Und im weiteren Verlauf unsere Heimfahrt wechselten sich Regen und echte Hitzephase dann ab. Gerade wenn man so halbtrocken war, gab´s wieder eins drauf. 30km vor OHZ war dann der Akku entgültig leer. Pa fuhr Schlangenlinien weil er immerwieder einnickte und ich konnte auch nicht mehr. Also die Aktion mit der Bank: Weiche Seite nach oben und schlafen. Also mein Vater hat so geschlafen, wie ein Baby nur ich hatte auf der Bank ja nun keinen Platz mehr. Ihr glaubt nicht, wie gut man neben seinem Bike schläft, wenn man sein Regenzeug auf den Boden legt und so wenigstens von unten trocken bleibt. Warm war kein Thema. Der Sommer war wirklich super und gefrohren haben wir die ganze Zeit nie.
Das muß für alle, die an der Bank vorbeigefahren sind ein toller Anblick gewesen sein. Ich hatte nicht mal den Schlüssel ab gezogen. Nach dieser kurzen Pause (ca. 2 Std.) sind wir dann heim gefahren, haben die Grill angefeuert und es uns gutgehen lassen. Meike war da, mein Sohn war da, mein Bett war in Rufweite und ich war froh, den Horrortrip erster Klasse überlebt zu haben. Der schlimmste Urlaub meines Lebens. Ich bin froh, das ich´s gemacht habe: Einmal, weil mein Vater im flogenden Jahr nicht mehr mit mir fahren konnte, und zum anderen, weil ich jetzt immer viel zu erzählen habe. Eins aber bleibt: In Ribe gibt´s keine Hotels :wink:

Gruß

Ggandalph


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 21.02.2009, 17:03 


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 22.02.2009, 10:43 
Schöne Geschichte,vor allem weil ich sie in der Ausführlichkeit noch nicht gehört hatte.
Schon mal überlegt Reiseberichte für eine Rollerzeitung zu schreiben?
Ich bin alles andere als eine Leseratte,deine Referate kann ich aber gut durchlesen.Einfach köstlich!

Gruß
Wolfgang


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 22.02.2009, 14:13 
@ bolle: Nee, Reiseberichte noch nicht, aber Lesererfahrungen habe ich für die BMA schon das eine oder andere Mal geschrieben. Der einzige, der bei denen auf der Homepage noch zu lesen ist, ist mein Bericht über mein Gespann. Bei Intesse: BMA-Homepage - Testberichte (Archiv) - Ural. Da gibt´s nur den einen von mir. Die anderen Berichte sind so alt gewesen, dass sie nicht digitalisiert wurden.

Grüße

Ggandalph


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